Sommergerste im Herbstanbau

Sommergerste im Herbstanbau – Erfolgsmodell oder Glücksspiel? – Erfahrungen aus der Ernte 2024

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Der Anbau von Sommerbraugerste im Herbst hat sich von einer Idee zu einer etablierten Produktionsmethode entwickelt.

 

Die Gründe für den Erfolg sind:

  1. Mehrerlöse durch den höheren Preis für Sommerbraugerste über die Vertragsmodelle der Raiffeisen Lagerhaus Genossenschaften
  2. Die längere Vegetationszeit ermöglicht ein besseres Wurzelwachstum, bessere Nutzung des Bodenwasservorrats und damit höhere Erträge. Erfahrene Praktiker erreichten mit diesem Anbauverfahren Erträge auf dem gleichen Niveau wie gute Wintergerstenbestände.
  3. Das höhere Ertragspotenzial und die längere Einkörnungszeit führen auch zu niedrigeren Proteingehalten und höheren Sortierungen – entscheidenden Kriterien für eine erfolgreiche Braugerstenvermarktung.

 

In der Wintervegetation 2023/24 wurde die Widerstandfähigkeit der Sommergersten stärker als in den Vorjahren auf die Probe gestellt. Zum einen waren die Aussaatbedingungen nicht immer ideal. Bei etwas späteren Terminen, Ende Oktober bis Anfang November, musste die Gerste unter feuchten Bodenbedingungen gesät werden. Gerade die Gerste reagiert darauf mit einer schlechteren Entwicklung der Einzelpflanzen.

 

Obwohl auch dieser Winter im Durchschnitt überdurchschnittlich warm war, führten Frostperioden im Dezember und Jänner zu Frostschäden und auch mechanischen Wurzelschäden durch Frosthebungen. Dabei zeigten sich geringe Sortenunterschiede. Die beiden Sorten AVUS und besonders SKYWAY zeigten sich relativ widerstandfähig. Entscheidender war aber, ob sich die Bestände ab Anfang Februar regenerieren konnten. Dabei zeigte sich, dass Bestände, die sich im Herbst nur schwach entwickeln konnten, sich auch im Frühjahr deutlich schlechter erholen konnten.

 

Durch die günstige, warme Witterung im Verlauf des Frühjahrs stieg auch der Krankheitsdruck. Insbesondere durch das sonst untergeordnete Rhynchosporium. Bei kühlfeuchter Witterung, der die Sommergerste in diesem Anbauverfahren über längere Zeit ausgesetzt ist, kann das zu massiven Ertrags- und Qualitätsminderungen führen.

 

Aus den Erfahrungen der Ernte 2024 lassen sich folgende Empfehlungen ableiten:

  1. Saattermin und Saatbedingungen sollten so gewählt werden, dass sich noch im Herbst gut entwickelte Pflanzen entwickeln können. Als Faustregel gilt, dass zumindest 4 Blätter ausgebildet werden sollen. Bei zu späten Terminen ab Anfang November und feuchten Bedingungen ist ein Verschieben der Aussaat ins Frühjahr zu überlegen.
  2. Im Frühjahr ist eine zeitige Bekämpfung von Blattkrankheiten entscheidend. Im Vordergrund stehen dabei Rhynchosporium und Netzflecken.
  3. Gelingt dies, ist der Anbau von Sommergerste im Herbst eine interessante Möglichkeit, um mit Braugerste Mehrerlöse zu erzielen.

 

DI Philipp Karoshi, DIE SAAT Sortenentwicklung Getreide

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